Vendredi, 22 février 2019

Leserbrief zum Interview mit FDP-Präsidentin Petra Gössi «Das hat nichts mit Taktik zu tun»

Leserbrief von Irene Bernhard

«schön wär’s bzw. dringend nötig ist es!»

 

Frau Gössi sagt im Interview vom 16. Februar 2019, dass ihr Umschwenken in der Umweltpolitik Nichts mit Taktik zu tun hat. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dass es ihr und ihrer Partei nun damit auch wirklich ernst ist… Dringend nötig ist es auf jeden Fall! Nur wenn alle Parteien am gleichen Strick ziehen, können wir die Auswirkungen des Klimawandels allenfalls noch etwas mässigen!

 

Gleichwohl mutet es etwas seltsam an, wenn sich die FDP immer vor den nationalen Wahlen umweltfreundlich verkaufen will... Die konkreten Handlungen, die nach den Wahlen folgen, lassen – bis jetzt jedenfalls – auf umweltpolitischer Sicht sehr zu wünschen übrig.

 

Frau Gössi behauptet, dass die glp primär mit Verboten arbeite. Das stimmt so nicht. Die glp steht ein für Kostenwahrheit. Die Schäden, die unserer Umwelt entstehen durch nicht nachhaltige Geschäftspraktiken, sind in den aktuellen Kostenstrukturen nicht abgebildet. Es kann doch nicht sein, dass das aus Spanien über grosse Distanzen transportierte Gemüse massiv billiger ist, als das lokal in der Schweiz produzierte Gemüse, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen. Diese Kostentransparenz will die glp erreichen, aber wie die Beratungen zum CO2-Gesetz gezeigt haben, wehrt sich gerade die FDP gegen alle Ansätze, die Kostenwahrheit bringen würden wie beispielsweise die Flugticket-Abgabe.

 

In einer perfekten Gesellschaft, in welcher niemand auf Kosten eines anderen oder der Natur leben würde, bräuchte es in der Tat keine Verbote: Wir bräuchten kein Schwarzarbeitsgesetz, wir bräuchten kein Strafgesetzbuch, wir bräuchten kein Verbot von Kinderarbeit und wir bräuchten auch keine Vorschriften im Energiebereich. Weil aber unsere Gesellschaft nicht perfekt ist, es immer wieder Arbeitgeber geben wird, die ihre Arbeitnehmer nicht korrekt anmelden, es immer wieder Personen mit krimineller Energie geben wird, weil es immer ausbeuterische Geschäftspraktiken geben wird und weil die Umwelt in vielen Köpfen noch keinen Wert hat, braucht es gewisse Vorgaben. Ja, es braucht auch Verbote, wenn nur dadurch ein Sinneswandel stattfinden kann: glauben sie wirklich, dass ein Vermieter, der jeden Franken zweimal umdreht, den er in seine Liegenschaft investieren muss, freiwillig ein Mehrfaches ausgibt, um die alte Ölheizung durch eine Erdwärmesonde mit Solaranlage zu ersetzen statt mit einer neuen Ölheizung? Die eingesparte Energie dank Erdwärmesonde kommt heutzutage «nur» dem Mieter zu Gute, der Vermieter kann allenfalls den Mietzins geringfügig anheben, aber in der kurzfristigen Denkweise gewisser Vermieter lohnt sich diese Zusatzinvestition nicht. Hier müssen wir eingreifen und den Vermieter mit Anreizen, manchmal halt aber auch über ein Verbot dazu bringen, dass er die Kosten, die sein Verhalten der Umwelt zufügt, auch in seine Rechnung miteinbezieht und wenn wir Öl- und Gasheizungen längerfristig verbieten müssen, damit wir unsere CO2-Emmissionen halbwegs auf ein gesundes Mass reduzieren können, dann werden wir sie verbieten. Etwas Anderes ist schlichtweg unverantwortbar kommenden Generationen gegenüber!